Du bist dir darüber im Klaren, dass diese vermeintlich lästige Seite zu deinem Buchprojekt dazugehört und dass als Nächstes evtl. ein Lektorat, auf jeden Fall aber ein Korrektorat deines Manuskripts ansteht. Schließlich hat es ein Text mit Rechtschreibfehlern schwerer, den Inhalt so rüberzubringen, wie du es dir erhoffst. Wer hat das nicht schon mal gehabt? Du liest ein Buch und anstatt dich auf die Geschichte zu konzentrieren, fängst du an, die Fehler zu zählen.
Egal, mit welchem Schreibprogramm du bei der Erstellung deines Buchs gearbeitet hast, – die Autokorrektur wird nicht immer zuverlässig gearbeitet haben und auch du selbst übersiehst beim x-ten Mal Lesen deines Textes noch Fehler. Was liegt also näher, als die zahlreichen Online-Tools für die Rechtschreib-, Grammatik- und Stilkorrektur zu nutzen, die es inzwischen zuhauf auf dem Markt gibt.
Es wird dich nicht überraschen zu lesen, dass auch ich als Korrektorin und Lektorin zeitweise diese Programme nutze. Ich habe daher schon die ein oder andere Erfahrung mit diesen Korrekturtools gemacht und möchte dir hier nun vier von ihnen vorstellen und dir anhand dreier Texte zeigen, was du von ihnen erwarten kannst.
* Die Links zu den jeweiligen Korrekturtools sind Affiliate-Links, d. h., wenn du über den Link ein Abo beim Anbieter abschließt, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich erhöht sich der Preis dadurch nicht.
Wie funktionieren diese Tools?
Der zu korrigierende Text wird in ein vorgegebenes Feld kopiert und entweder die Prüfung startet automatisch oder wird durch den Klick auf einen Button initiiert. Manche der Anbieter habe noch Erweiterungen zur Online-Prüfung in petto. So kann man bspw. LanguageTool oder Duden-Mentor als Erweiterung in Microsoft Word integrieren oder als App auf den PC herunterladen.
Duden-Mentor und LanguageTool bieten zusätzlich eine Stilkorrektur an. Diese bezieht sich aber meist darauf, Begriffe, die häufig in Texten als Platzhalter verwendet werden, anzustreichen und Synonyme oder Löschungen vorzuschlagen.
Beispiele:
- „Im gleichen Augenblick“ → „im selben Augenblick“
- „Vor allem“ →„vorwiegend“, „primär“, „hauptsächlich“
- „Zum Beispiel“ → „etwa“, „unter anderem“, „insbesondere“
Noch ein kleiner Hinweis für die Duden-Spezialisten: Duden-Mentor und der Duden Korrektor, der etwa in Papyrus Autor integriert ist, sind nicht identisch. Es handelt sich um zwei verschiedene Programme – Duden-Mentor als Abo-Version ähnlich LanguageTool und Duden Korrektor als Software der Firma EPC. Der Duden Korrektor kommt ursprünglich aus dem Dudenverlag, wurde aber 2013 eingestampft. Seit 2017 bietet die Firma EPC den Duden Korrektor als eigenständige Lizenz an.
Welche Grammatik- und Rechtschreibfehler finden die Online-Tools?
Keine Sorge, das wird kein ellenlanger Text darüber, was die Tools können und was nicht. Vielmehr ist es für uns Schreiberlinge wichtig zu wissen, in welchem Rahmen die Anwendung dieser Programme sinnvoll ist. Um dir als Autor*in eine kleine Hilfestellung zu geben, habe ich mir drei Texte aus dem Internet herausgesucht und diese beispielhaft durch Duden-Mentor laufen lassen.
Wieso Duden-Mentor? Na ja, allein aufgrund des Namens erwartet man eine bestimmte Qualität an Rückmeldungen, oder? Also schauen wir mal, ob der Dudenverlag die Erwartungen erfüllen kann. Natürlich hätte ich genauso gut jedes andere Tool nutzen können …
Die korrekten Texte:
„Korrekte Zeichensetzung ist wichtig, um einem Text Sinn zu verleihen, und unterliegt genau wie die Grammatik und Rechtschreibung einer festgelegten Norm.“
„Ich stand in einem Zimmer, etwa so groß wie mein eigenes, mit einem geschmacklosen Schreibtisch in der Mitte.“
„Mein Kumpel Danny lebt in einer Bruchbude. Deswegen bevorzugt er die Nacht, dann muss er das ganze Elend nicht sehen. Ich kenne ihn, seit ich vierzehn war. Damals ist er ganz spontan in mein Leben gestolpert und seitdem nicht mehr von mir gewichen. Er kennt viele Leute, kommt viel rum in der Welt.“
Die mit Fehlern versehenen Texte*:
* Um die Änderungen etwas zu verdeutlichen, hier ein Screenshot aus der Änderungsnachverfolgung von MS Word:
„Korrekte Zeichensetzung ist wichtig, um einem Text Sinn zu verleihen und unterliehgt genau wie die Grammatik und Rechtschreibung eine festgelegten Norm.“
„Ich stand in einem Zimmer etwa so gross wie mein Eigenes, mit einem geschmacklose Schreibtisch in der Mitte.“
„Mein Kumpel Danny lebt in einer Bruchbude. Deswegen bevorzugt er die Nacht, dann muss er das Ganze Elend nicht sehen. Ich kenne ihn seit ich vierzehn war. Damals er ist ganz spontan in mein Leben gestolperte und seitdem nicht mehr von mir gewichen. Er kennt viele Leute, kommt viel ruhm in der Welt.“
Beispielprüfung mit Duden-Mentor
Text 1:
Erkannt wurden Tippfehler und Grammatikfehler, bei denen Kasus, Numerus und Genus nicht zusammenpassen. Die Kommata wurden jedoch nicht entdeckt, sind gerade im ersten Text aber obligatorisch.
Text 2:
Auch hier wurden wieder Tippfehler und Wortgruppen, die grammatikalisch nicht passen, entdeckt. Das „Eigenes“ eigentlich kleingeschrieben werden sollte und hinter „Zimmer“ ein Komma gehört, da es sich hier um einen Einschub handelt, wurde nicht entdeckt.
Text 3:
Tippfehler – passt! „Ganze“ sollte kleingeschrieben werden. Interessant sind die Vorschläge für „gestolperte“ und „ruhm“. Hier schlägt der Duden-Mentor eine Großschreibung vor. Er erkennt also nicht, dass es sich hier lediglich um Tippfehler handelt. Auch der Tausch von „er“ und „ist“ wird nicht erkannt. Stattdessen wird vorgeschlagen, hinter das „Damals“ ein Komma zu setzen. Ebenso bei „Ich kenne ihn seit“, was an dieser Stelle korrekt ist.
Würde man also alle Anmerkungen von Duden-Mentor auf den Text anwenden, ohne diese vorher zu überprüfen, würde der Text wie folgt aussehen:
„Mein Kumpel Danny lebt in einer Bruchbude. Deswegen bevorzugt er die Nacht, dann muss er das ganze Elend nicht sehen. Ich kenne ihn, seit ich vierzehn war. Damals, er ist ganz spontan in mein Leben Gestolperte und seitdem nicht mehr von mir gewichen. Er kennt viele Leute, kommt viel Ruhm in der Welt.“
Eine interessante Veränderung … 😉
Kurzübersicht der Prüfungen in den anderen Korrekturprogrammen
Kurz und knapp: Keins der Tools hat alles korrekt erkannt.
LanguageTool hat etwas besser abgeschnitten wie Duden-Mentor, denn hier wurde bspw. „Eigenes“ im zweiten Text erkannt.
Auch im dritten Text wurde vieles angemerkt, „gestolperte“ wurde jedoch überhaupt nicht erkannt.
Bei Studi-Kompass sieht das Ergebnis ganz ähnlich aus:
Rechtschreibprüfung24 liefert die gleichen Rückmeldungen wie Duden-Mentor. Nur den Fehler „gestolperte“ fällt auch hier nicht auf.
Zum Schluss habe ich die Texte noch mal mit dem Duden Korrektor geprüft. Da es den Duden Korrektor nicht als Online-Tool gibt, nutze ich das Add-on von Papyrus Autor – ein Programm, dass ich beruflich ebenfalls nutze. So sieht das Ergebnis aus:
Wie also gehst du am besten nach Fertigstellung deines Manuskripts vor?
Für dich als Autor*in spricht überhaupt nichts dagegen, ausgewählte Programme wie die vorgestellten Tools über dein Manuskript laufen zu lassen. LanguageTool oder Duden-Mentor erkennen typische Rechtschreib- und auch einige Grammatikfehler.
Um beide Tools für längere Texte wie ein Buchmanuskript nutzen zu können, musst du dir allerdings die Pro-Versionen zulegen. Bist du ein Mensch mit viel Geduld, kannst du auch abschnittsweise deinen Text in die jeweiligen Felder hineinkopieren und prüfen lassen. Oder du kaufst eben ganze Schreibprogramme, die bspw. den Duden Korrektor enthalten.
Wichtig!
- Achte darauf, dass du die Anmerkungen der Programme einzeln durchgehst und vor allem auch hinterfragst.
- Lese immer den ganzen Satz und schaue, ob der Hinweis des Programms dich nicht auf einen weiteren Fehler lenkt, der evtl. nicht erkannt wurde und daher einen falschen Hinweis produziert hat. Oftmals lösen sich so viele Fehler in Luft auf.
Nutze Webseiten wie korrekturen.de und duden.de, um Anmerkungen der Programme zu hinterfragen. Auf diesen Seiten werden die geltenden Rechtschreibregeln sehr ausführlich und gut erklärt.
Bist du zufrieden mit deinem Text und die Programme finden keine echten Fehler mehr?
Dann gibt es folgende Möglichkeiten:
- Beweise Mut zur Lücke und veröffentliche dein Manuskript ohne jede weitere Prüfung.
- Frage jemanden im Bekanntenkreis, der eine germanistische Ausbildung hat, ob er oder sie dein Buch gegenlesen würde.
- Oder beauftrage eine*n Korrektor*in.
Meine Meinung:
Du hast unzählige Stunden, Tage und Nächte in deinen Roman oder dein Sachbuch investiert. Du hast Zeit in die Recherche und Energie in die Entwicklung deines Plots gesteckt. Du hast formuliert, umgeschrieben, gestrichen …
Hol dir das professionelle Korrektorat (oder auch Lektorat), das dein Roman oder Sachbuch verdient!
Anmerkung am Schluss: 😊
Was meinst du, wie oft ich diesen Artikel Korrektur gelesen habe. Und trotzdem wird das Schicksal mit Sicherheit dafür sorgen, dass noch Fehler zu finden sind. Das Schicksal hat einen miesen Sinn für Humor.
Sabrina