Alles eine Frage der Perspektive?

Wie die Wahl der Erzählperspektive deine Geschichte beeinflusst

In der Welt der Literatur spielt die Erzählperspektive eine entscheidende Rolle. Sie bestimmt, aus welchem Blickwinkel die Geschichte erzählt wird und wie die Leser*innen sie erleben. Für angehende Autor*innen ist es wichtig zu verstehen, wie die Wahl der Erzählperspektive ihre Geschichte beeinflusst und welche Perspektive am besten zu ihrem Schreibstil, Genre und Thema passt.

Pinterest-Bild zum Blogartikel: Alles eine Frage der Perspektive. Das Bild zeigt zwei Fotos. Auf dem oberen Foto ist eine Glaskugel zu sehen und auf dem unteren eine Person, die liest. Die beiden Bilder sind durch einen weißen Bereich getrennt. Darauf steht: Alles eine Frage der Perspektive. Welche passt für deinen Roman?

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Inhalt

Die verschiedenen Erzählperspektiven

In den Literaturwissenschaften werden vier zentrale Erzählperspektiven unterschieden: der auktoriale (allwissende) Erzähler, der personale Erzähler, der neutrale Erzähler und der Ich-Erzähler. Jede Perspektive hat ihre eigenen Merkmale und Auswirkungen auf die Erzählweise einer Geschichte.

Auktorialer (= allwissender) Erzähler

Eine häufige Form ist der auktoriale (allwissende) Erzähler, der einen umfassenden Überblick über die Handlung und die Charaktere bietet. Dies ermöglicht es, Hintergrundinformationen zu liefern und die Gedanken und Gefühle aller Charaktere einzubeziehen. Diese Perspektive schafft eine distanzierte Erzählweise, da der Erzähler außerhalb der Handlung steht und nicht direkt in sie eingreift.

Die auktoriale Erzählstimme kann dabei verschiedene Haltungen zur Welt einnehmen:

  • Nachsichtig-weise (z. B. Victor Hugo in „Die Elenden“)
  • Neutral-distanziert (z. B. Theodor Fontane in „Effi Briest“)
  • Ironisch-liebevoll (z. B. Isabel Allende in „Zorro“)
  • Spöttisch-distanziert (z. B. Terry Pratchett)

 

Solltest du schon mal auf meinem Instagram-Kanal gewesen sein, weißt du, dass ich absoluter Terry Pratchett-Fan bin und seine spöttisch-distanzierte Betrachtung (der englischen Politik) mega finde.

Personaler Erzähler

Eine andere Perspektive ist der personale Erzähler, der sich auf die Wahrnehmung und Gedanken einer bestimmten Figur konzentriert und eine enge Bindung zwischen Leser*innen und Charakteren schafft, da sie die Geschichte aus deren Perspektive erleben. Diese Perspektive erzeugt schnell Spannung und Nähe zu den Charakteren, da die Leser*innen einen detaillierten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle erhalten.

Neutraler Erzähler

Neben diesen gibt es noch den neutralen Erzähler, der eine sachliche Darstellung ohne Wertung bietet. Er überlässt es den Leser*innen, sich ihre eigene Meinung zu bilden, ohne sie durch subjektive Kommentare zu beeinflussen. Diese Perspektive ermöglicht eine objektive Darstellung der Geschehnisse, kann aber auch zu einer monotonen Erzählweise führen, da der Erzähler keine emotionale Bindung zu den Charakteren aufbaut.

Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler erzählt die Geschichte aus der Perspektive einer Hauptfigur und stellt so eine starke Verbindung zwischen Erzähler und Leser*innen her, da sie die Geschichte direkt aus der Sicht der Hauptfigur erleben. Diese Perspektive ist jedoch begrenzt auf die eigenen Erlebnisse der Hauptfigur und bietet keinen Einblick ins Innenleben anderer Charaktere.

Die Bedeutung der Erzählperspektive für eine tiefgreifende Leser*innenbindung

Die Wahl der Erzählperspektive hat direkte Auswirkungen auf das Engagement deiner Leser*innen. Eine Perspektive, die eine starke Verbindung zwischen Leser*innen und Charakteren herstellt, kann dazu beitragen, dass die Leser*innen tiefer in die Handlung eintauchen und sich stärker mit den Charakteren identifizieren. Dies ist besonders wichtig, wenn deine Zielgruppe nach inspirierender Belletristik sucht und offen für tiefgründige Geschichten ist. Indem du die Erzählperspektive sorgfältig wählst und sie an die Bedürfnisse und Erwartungen deiner Leser*innen anpasst, kannst du ihr Engagement und ihre Bindung an deine Geschichte erhöhen.

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Einfluss auf die Erzählperspektive durch Genre und Thema

Die Wahl der Erzählperspektive kann auch von Genre und Thema deiner Geschichte abhängen. Zum Beispiel kann ein Thriller oder Krimi mit einem personalen Erzähler schnell Spannung erzeugen und die Leser*innen in die Handlung ziehen, während ein literarischer Roman mit einem auktorialen Erzähler eine tiefgründige Analyse der Charaktere und ihrer Motivationen ermöglichen kann. Auf der anderen Seite kann ein philosophisches Werk oder ein Roman über persönliche Entwicklung von einem Ich-Erzähler profitieren, da die Leser*innen so einen direkten Einblick in die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur erhalten. Es ist wichtig, die Perspektive sorgfältig an die Anforderungen und Erwartungen des jeweiligen Genres anzupassen, um das volle Potenzial deiner Geschichte auszuschöpfen.

Die Wahl der Erzählperspektive kann auch von Genre und Thema deiner Geschichte abhängen. Zum Beispiel kann ein Thriller oder Krimi mit einem personalen Erzähler schnell Spannung erzeugen und die Leser*innen in die Handlung ziehen, während ein literarischer Roman mit einem auktorialen Erzähler eine tiefgründige Analyse der Charaktere und ihrer Motivationen ermöglichen kann. Auf der anderen Seite kann ein philosophisches Werk oder ein Roman über persönliche Entwicklung von einem Ich-Erzähler profitieren, da die Leser*innen so einen direkten Einblick in die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur erhalten. Es ist wichtig, die Perspektive sorgfältig an die Anforderungen und Erwartungen des jeweiligen Genres anzupassen, um das volle Potenzial deiner Geschichte auszuschöpfen.

Welche Perspektive ist für Anfänger geeignet?

Die Wahl der Erzählperspektive ist für angehende Autor*innen ein entscheidender Schritt. Doch wie entscheidest du dich am besten? Lass uns das gemeinsam erkunden.

Wenn du einen Roman schreiben möchtest, stellst du dir am besten die Frage: Was benötigt meine Geschichte?

Wenn es dein Ziel ist, einen Mainstream-Roman zu schreiben, dann kann die personale Erzählperspektive der 3. Person eine starke Wahl sein. Durch sie kannst du verschiedene Facetten der Geschichte offenbaren und deine Leser*innen schnell in den Bann ziehen.

Suchst du nach einer intensiven, emotionalen Bindung zwischen deinen Leser*innen und deinen Charakteren? Dann bietet sich die personale Erzählperspektive an, insbesondere die der 1. Person. Sie ermöglicht es deinen Leser*innen, die Emotionen hautnah zu erleben und somit ein intensives Leseerlebnis genießen zu können.

Vielleicht strebst du nach literarischer Tiefe und analytischem Biss? Dann könnte die auktoriale Erzählperspektive deinen Bedürfnissen entsprechen.

Jede Erzählperspektive hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt. In der Welt der Belletristik ist die Wahl der Erzählperspektive wie das Öffnen einer Tür zu einer neuen Dimension. Es liegt an dir, zu entscheiden, welche Tür du durchschreiten möchtest, um deine Geschichte zu erzählen.

Die Rolle des Lektorats bei der Perspektivwahl

Ein erfahrener Lektor oder eine erfahrene Lektorin kann bei der Auswahl der passenden Erzählperspektive eine wertvolle Unterstützung bieten. Durch ihr Verständnis für dein Schreibprojekt, deine Zielgruppe und dein Genre können sie dir dabei helfen, die Perspektive zu identifizieren, die am besten zu deiner Geschichte passt. Sie können dir wertvolles Feedback geben und dich bei der Weiterentwicklung deiner Geschichte unterstützen. Ein Lektorat kann auch helfen, mögliche Schwächen in der Erzählperspektive aufzudecken und Lösungen zur Verbesserung vorzuschlagen. Indem du die Unterstützung eines Lektors oder einer Lektorin in Anspruch nimmst, kannst du sicherstellen, dass deine Geschichte aus der besten Perspektive erzählt wird und dass sie das volle Potenzial entfalten kann.

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Ein kreativer Prozess, der Zeit und Experimente erfordert

Abschließend möchte ich betonen, dass die Wahl der Erzählperspektive ein kreativer Prozess ist, der Zeit, Überlegung und Experimentieren erfordert. Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Perspektive – es geht vielmehr darum, diejenige zu finden, die am besten zu deiner Geschichte und deinem Schreibstil passt. Indem du dich mit den verschiedenen Perspektiven vertraut machst, Feedback einholst und offen für Veränderungen bist, kannst du deine Geschichte auf eine neue Ebene heben und deine Leser*innen auf eine unvergessliche Reise mitnehmen.

Denn am Ende ist es alles eine Frage der Perspektive – und die richtige Perspektive kann den Unterschied zwischen einer guten und einer großartigen Geschichte machen.

Hast du Fragen zur Wahl der passenden Perspektive?

Die Wahl der Erzählperspektive ist ein wichtiger Schritt in deinem Schreibprozess. Wenn du unsicher bist, welche Perspektive für deine Geschichte am besten geeignet ist, oder wenn du Unterstützung bei der Entwicklung deiner Romanidee benötigst, stehe ich dir gerne zur Verfügung. Als erfahrene Lektorin habe ich bereits zahlreiche Autor*innen auf ihrem Schreibweg begleitet und kann dir mit meinem Wissen und meiner Erfahrung zur Seite stehen. Buche doch einfach einen unverbindlichen Termin mit mir, um deine Fragen zu besprechen und weitere Informationen zu erhalten.

Deine

Sabrina

Natürlich kannst du dich auch erst mal in Ruhe in das Thema Buch schreiben einlesen. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst, um für dich das bestmögliche Setup und damit auch die Wahl der Erzählperspektive zu erarbeiten. 

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