Und das schöne daran ist: Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern tut auch uns Menschen gut. Denn ein Urlaub, der entschleunigt, bringt uns am Ende für die Erholung viel mehr als ein Urlaub der aus Skifahren, Alkohol trinken, langen durchzechten Nächten und Sauna besteht.
Nach wie vor zieht es viele Menschen zum Skiurlaub in die Berge. Doch der Klimawandel kommt diesem Vergnügen zunehmend in die Quere. Das bedeutet, dass nicht nur weite Fahrten in Richtung Schnee in Kauf genommen werden müssen, sondern auch, dass sich immer mehr Menschen auf immer kleineren Flächen austoben und auch die Preise entsprechend steigen. Zeit, sich eine Alternative zu überlegen.
Winterurlaub in Zeiten des Klimawandels
Viele Wintersportregionen haben keine andere Möglichkeit als auf Kunstschnee zu setzen und beginnen teilweise bereits im September oder Oktober mit dem Beschneien der Skipisten. Nur so ist es ihnen möglich, bereits im November den Besuchern und Besucherinnen eine ordentliche Schneedecke präsentieren zu können. Leider sind Schneekanonen extreme Energie- und Wasserfresser. So verbrauchen die Schneekanonen im Alpenraum pro Saison so viel Wasser wie eine Großstadt in einem ganzen Jahr und so viel Strom wie eine Kleinstadt in derselben Zeit. Noch dazu schadet der Kunstschnee der Vegetation, denn damit dieser den Pflanzen keinen Schaden zufügt, muss er besonders dick sein. Das kann nur meistens gar nicht gewährleistet werden. Außerdem fördert das viele Wasser, was ja auch irgendwann wieder schmilzt, und das auf einem nicht komplett durchgefrorenen Boden, Bodenerosionen und Murenabgänge.
Dazu kommt, dass der Skisport ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für viele Alpengemeinden. Die jährlich wiederkehrenden Besucher*innen sind eine ergiebige Einnahmequelle, die nicht versiegen darf. Das führt dazu, dass die lokale Tourismusindustrie und die Interessen von einzelnen Wirtschaftsakteuren leider meist Vorrang vor dem Naturschutz haben. So werden beispielsweise Beschneiungsanlagen staatlich gefördert (und somit auch vom Steuerzahler bezahlt), anstatt sanfte und nachhaltige Alternativen zum Skitourismus zu entwickeln. Dabei wären diese Alternativen meist ökonomisch sinnvoller, denn es ist ungewiss, ob in den Regionen in einigen Jahren überhaupt noch Schnee liegt. Die Verbauung der Gebiete mit Skiliften und Hotelkomplexen vermindert zudem die Chance auf naturnahen Tourismus im unberührten Alpenraum.
Die einzige Lösung: Sowohl die Bewohner*innen der Alpen als auch die Skifahrer*innen müssen sich an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen. Einige Regionen tun dies auch schon sehr erfolgreich. So setzen diese zum Beispiel bei ihrem Winterangebot nicht mehr nur auf das Skifahren, sondern auf Aktivitäten, bei denen eine weniger dichte oder hohe Schneedecke ausreichend ist. Das Schöne für die Gäste: Sie können aus einem größeren Freizeitangebot wählen. Dazu gehören dann beispielsweise Aktivitäten wie Wandern, Reiten, Langlaufen, Schlittenfahren oder einfach nur mit den Kindern im Schnee toben und Schneemänner und -frauen bauen. Durchnässt und ausgetobt kann man sich anschließend am Kamin aufwärmen, gut essen, Spiele spielen, lesen oder bei einem Glas Wein den Tag ausklingen lassen.
Klingt gut oder? Tja, so vielseitig kann Winterurlaub sein.
Interessierst du dich über den Winterurlaub hinaus für Nachhaltigkeit? Dann schau unbedingt noch in meine anderen Artikel. Interessieren könnte dich zum Beispiel das Dreieck der Nachhaltigkeit.
Und nun zu den Tipps, wie du deinen Winterurlaub nachhaltig gestalten kannst:
7 Tipps für deinen Weg hin zu nachhaltigem Skiurlaub
1. Wähle das richtige Gebiet für deinen Urlaub!
Möchtest du Schneespaß im Einklang mit der Natur erleben? Dann suche dir eine Region, in der möglichst viel Naturschnee liegt. Das ist nicht immer einfach, denn jedes Jahr werden die verschiedenen Regionen und Täler in den Alpen mal mit mehr und mal mit weniger Schnee „versorgt“. Es gibt jedoch auch Regionen, in denen die Wahrscheinlichkeit Naturschnee vorzufinden aufgrund der geografischen Lage sehr hoch ist. In Südtirol sind das beispielsweise das Ultental, das Passeiertal (Pfelders),das Ratschingstal (rund um den Ort Ratschings) und das Ahrntal.
Ein wichtiges Erkennungsmerkmal eines umweltbewussten Skigebietes ist das Fehlen von Schneekanonen. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die sogenannten Pistenkilometer. Ein Gebiet, das über mehr als 250 Pistenkilometer verfügt, fällt in Sachen Umweltverträglichkeit eher negativ ins Gewicht. Zudem zeigt sich im Aufrüsten der Pistenkilometer auch der zunehmende Konkurrenzkampf zwischen den Skigebieten. Winterorte schließen sich teilweise zu größeren Verbünden zusammen, um auf mehr Kilometer zu kommen und so mehr Skifahrer*innen anzulocken. Mehr Menschen bedeutet aber auch immer eine größere Belastung der Umwelt und auch der Infrastruktur. Bei besonders großen Skigebieten inkl. der angrenzenden Gemeinden reichen die Schadstoffwerte teilweise an die von Großstädten heran. In Regionen und Skigebieten, die auf einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen schauen, werden keine neuen Skigebiete mehr erschlossen.
Bist du dir unsicher, wo umweltbewusste Skigebiete zu finden sind? Dann schau dir die Initiative Alpine Pearls an. Alpine Pearls ist ein Zusammenschluss von Regionen aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und Italien, die den umweltverträglichen Urlaub in den Mittelpunkt stellen und versprechen besonders klimaschonend zu handeln. Auf der Webseite von Alpine Pearls findest zu etwa umweltverträgliche Langlaufloipen und schöne Winterwanderwege.
Auf gar keinen Fall solltest du in Gebiete fahren, die sich in der letzten Zeit vergrößert haben. Damit würdest du die ökonomischen Entscheidungen der Betreiber honorieren, die in jedem Fall zulasten der Umwelt gehen.
2. Suche dir sportliche Alternativen zum Ski Alpin
Nachhaltiger Wintersport verändert die Natur nicht oder beeinträchtigt diese nicht negativ. Wenn du also gerne mit Skiern unterwegs bist, dann kannst du statt der Abfahrtski vielleicht die Langlaufskier nutzen oder Skitouren gehen.
Erkunde die verschneiten Berge und Täler auf eine neue und vor allem nachhaltigere Art und Weise! So erhältst du einen ganz anderen Einblick in die Region und kannst die Natur beim genüsslichen Wandern im Schnee – egal ob mit Schneeschuhen oder Winterwanderstiefeln – erforschen. Auch Tiere wie Eichhörnchen oder einheimische Vögel nimmt man so viel eher wahr. Sind dir diese Sportarten nicht schnell genug und du brauchst etwas mehr Adrenalin, dann ist auch Rodeln eine tolle Alternative.
Vielleicht ist es auch eine Kombination aus beidem: Ein paar Tage des Urlaubs verbringt ihr mit nachhaltigen Sportalternativen und einzelne Tage auf der Skipiste, die in einem Gebiet liegt, dass auf Nachhaltigkeit achtet und in dem es ordentlich geschneit hat.
3. Erreiche deinen Urlaubsort auf nachhaltige Art und Weise
Warst du schon mal im Winterurlaub in den Alpen? Dann weißt du sicher, wie die meisten Urlauber*innen ihre Ferienorte erreichen … klar, mit dem Auto. Das ist nicht nur bequem, sondern man hat beim Skifahren ja auch viel Gepäck dabei. Das lässt sich super im Kofferraum oder in der Thule-Box unterbringen.
Klar ist, die An- und Abreise belastet die Umwelt am meisten. Bei einer Anreise über durchschnittlich 200 Kilometer entstehen knapp 40 Kilogramm CO². Was meinst du, wie viel CO² bei der Fahrt mit der Bahn entsteht? Auf der gleichen Strecke werden hier lediglich 3 Kilogramm CO² produziert. Ein weiterer Grund, sich nach Alternativen umzusehen. Solltest du nicht auf die Anreise im Auto verzichten wollen – übrigens, das Gepäck ist kein Grund, denn du kannst es mit der Bahn auch bequem vorschicken lassen – dann achte zumindest am Ferienort auf die Nutzung ressourcenschonender Verkehrsmittel.
Regionen, die auf die Umwelt achten, haben inzwischen Verkehrsalternativen entwickelt. So gibt es beispielsweise in Südtirol den Shuttle-Dienst „Südtirol Transfer“. Mit diesem gelangt man relativ bequem vom Zugbahnhof oder von der Fernbushaltestelle zum Hotel. Leider machen noch nicht alle Hotels mit, aber diejenigen die mitmachen, gehören auf jeden Fall zu den umweltbewussten Hotels – zwei Fliegen mit einer Klappe.
Viele Wintersportorte verändern sukzessive ihre öffentliche Infrastruktur und ermöglichen ihren Besucher*innen einen komplett autofreien Aufenthalt. So gibt es beispielsweise Sonderangebote bei der Anreise mit der Bahn oder der Transport innerhalb der Orte oder zum Skilift kann mit Skibussen zurückgelegt werden und ist oftmals bereits im Preis für den Lift enthalten.
4. Entscheide dich für eine Unterkunft, die Wert auf Nachhaltigkeit legt
Auch für die Unterkunft sind die Aspekte der Nachhaltigkeit ein super Entscheidungskriterium. Viele Anbieter haben sich bereits auf nachhaltigen Urlaub spezialisiert und stehen hinter ihren Vorhaben, die Region umweltfreundlicher zu gestalten. So verwenden diese etwa saisonale und regionale Produkte, vermeiden Einwegprodukte am Buffet, nutzen Energie und Wasser so effizient wie möglich und stellen ihren Gästen wiederauffüllbare Behälter im Kosmetikbereich zur Verfügung.
Am wichtigesten ist jedoch: Man spürt in diesen Unterkünften, dass die eigene Region den Betreiber*innen am Herzen liegt, kann so noch ein bisschen besser in das Urlaubsfeeling eintauchen und bekommt vielleicht Tipps, die es im Internet oder im Reisebüro nicht gibt. Eben den Blick der Einheimischen. Denn wo sonst kann man die Region so richtig gut kennenlernen, als bei den Menschen, die ihre Region lieben und denen es wichtig ist, diese Region und ihre einzigartige Natur zu erhalten.
Und es ist es gar nicht so schwer passende Unterkunftsmöglichkeit zu finden. Eine einfache Internetrecherche nach Begriffen wie „Bio-Pension“, „nachhaltiger Winterurlaub in Region XY“, „Bio-Hotel“, „Bio-Bauernhof“, „nachhaltige Hotels“, „Klimahotel“ etc. reicht manchmal schon aus. Und am besten nutzt du für diese Recherche auch eine nachhaltige Suchmaschine wie z. B. Ecosia.
Achte möglichst auch auf Siegel wie etwas das EU-Ecolabel, das Zeichen der Blauen Schwalbe oder das GreenSign Nachhaltigkeitssiegel bei der Buchung deiner Unterkunft.
5. Nutze Secondhand-Angebote oder kaufe Ausrüstungen, die nach Ökostandards produziert wurde
Brauchst du für den Winterurlaub noch das passende Outfit für dich oder deine Kids? Wie wäre es mit Secondhand-Klamotten? Gerade für Kinder ist das eine tolle Möglichkeit, denn im nächsten Winterurlaub sind diese vermutlich schon aus den Klamotten herausgewachsen.
Und, es braucht nicht für jede Saison ein neues Skioutfit. Falls du aber nicht auf die neusten Trends verzichten willst, kannst du dich direkt im Skiort vom ansässigen Skiverleih mit den neuesten Modellen an Skiern, Snowboards oder sogar Skibekleidung ausstatten lassen. Die ausgeliehenen Sachen gibst du am Ende des Urlaubs einfach wieder zurück. Dieser verwendet die Skier und Co. dann weiter – entweder im Verleih oder im Verkauf.
Möchtest du dennoch auf deine eigene Kleidung oder Ausrüstung nicht verzichten, dann schau beim Kauf auf jeden Fall auf den Hersteller. Viele Unternehmen der Branche produzieren mittlerweile nachhaltige Outdoorbekleidung. Ein Vorreiter in Sachen Umweltschutz ist der amerikanische Outdoor-Ausrüster Patagonia. Patagonia stellt sowohl Jacken aus recycelten Plastikflaschen als auch Daunenjacken her, bei deren Herstellung nur zertifizierte Gänsedaunen verwendet werden.
Nachhaltige Skier bekommst du zum Beispiel beim deutschen Anbieter Melt Sports. Melt Sports produziert ausschließlich in Europa und stellt die Skier aus heimischen Hölzern her. Das tolle: Die Skier müssen nicht gewachst werden und lassen bei der Abfahrt keine umweltschädlichen Stoffe im Schnee zurück. Auch die Südtiroler Firma Salewa erfüllt besonders hohe Auflagen, gewährleistet Transpranz im Fertigungsprozess und steht in einem intensiven Austausch mit den weltweiten Produktionsstätten.
Brauchst du Wachs für deine Skier? Dann achte auf erdölfreie Wachsprodukte oder Biowachse.
6. Fahr nicht auf Kunstschnee!
Wirklich umweltfreundlicher Skiurlaub geht nur auf Pisten, auf denen genügend Naturschnee vorhanden ist. Die Pisten im Winter sind nicht einfach da, sondern von Menschen angelegt und das teilweise mit sehr einschneidenden Methoden. Harvester roden Wälder und Planierraupen begradigen anschließend das Gelände. Der Boden ist danach so verdichtet, dass er Regenwasser nicht mehr aufnehmen kann. Dadurch steigt die Gefahr für Lawinen und Überschwemmungen. Felsen werden aus dem Weg gesprengt und Flüsse zur Not auch mal umgeleitet. Dass die Pflanzen- und Tierwelt davon nicht unberührt bleibt, ist wohl klar.
Hast du dir die Skipisten mal im Sommer angesehen? Dann siehst du, dass in unmittelbarer Nähe der Lifte und der Pisten der Boden durch die starke Nutzung und Frequenz der Skifahrer häufig schwer beschädigt ist. Davon erholt sich der Boden nicht einmal in den Sommermonaten. Auf den Skipisten wächst außer bestimmten Grassorten nichts mehr – schöne Blumenwiesen, die nicht nur aus Löwenzahn bestehen, sind nur selten anzutreffen in diesen Gebieten.
Auch das Skifahren im Frühjahr macht vieles kaputt – denn normalerweise würde zu dieser Zeit schon kein Schnee mehr liegen. Der Schnee, auf dem man im Frühjahr noch fahren kann, ist Kunstschnee. Und die Schneedecke des Kunstschnees ist zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr so dick. Das Ergebnis: Die Vegetation unter dem Schnee geht durch die hohe Beanspruchung noch schneller kaputt. Verzichte im Frühjahr daher am besten ganz auf das Skifahren.
7. Achte nicht nur auf dich, sondern auch auf die anderen Bewohner der Region
Last, but not least – fahre auf keinen Fall außerhalb der angelegten Pisten! Abseits der präparierten Pisten oder Loipen haben Wildtiere im Winter Schutz vor der Kälte gesucht und versuchen Nahrung zu finden, was je nach Schneemenge schon ein schwieriges Unterfangen ist. Es gibt keinen Grund, die Wildtiere durch Skifahren außerhalb der Pisten aufzuschrecken. Flüchten die Tiere in Panik, können sie aufgrund der geringen Energiereserven in der kalten Jahreszeit schnell durch Erschöpfung in eine lebensbedrohliche Situation geraten. Und das wo der Lebensraum der Tiere durch die zunehmende Ausbreitung der Menschen eh schon von Jahr zu Jahr schrumpft.
Und nun zur wichtigesten Frage:
Ist umweltfreundlicher Wintersport überhaupt möglich?
Meine Antwort: Ja!
Mit deiner Wahl des Skigebietes triffst du deine eigene Entscheidung – möchtest du umweltfreundliche Angebote honorieren und damit den Markt in Richtung nachhaltiges Denken beeinflussen? Möchtest du Antreiber des Tourismus werden? Möchtest du den Wandel hin zu einem ressourcenschonenderen Umgang mit der Natur beschleunigen?
Umweltverträglicher Skisport ist auch in Zukunft noch möglich, man sollte sich aber den genutzten Ressourcen bewusst sein, um sie auch schützen zu können.
Ich hoffe, du kannst einige oder vielleicht sogar alle dieser Punkte für deinen Winterurlaub anwenden und wünsche dir viel Spaß!
Genieße den Schnee in einem grünen Skigebiet!